Streiks, Moderne und Co.
Jetzt mal wieder Neuigkeiten aus Ghana!
Seit letzter Woche Donnerstag gehe ich erst wieder zur Schule. Vorher habe ich zuerst eine Woche wegen meiner Malariaerkrankung gefehlt und darauf die eineinhalb Wochen haben die Lehrer der öffentlichen Schulen gestreikt. Streiks sind wohl überall vertreten. In Deutschland hört man ja auch so einiges von Bahnstreiks, während hier in Ghana viele Leute aus dem öffentlichen Sektor streiken (Ärzte, Lehrer, Regierungsbeamte), weil sie seit Monaten keinen Lohn mehr ausgezahlt bekommen haben und zum Teil eine höhere Pension fordern.
Der Streik ist natürlich bedauerlich, vor allem für die Schüler, aber uns hat er ein bisschen Zeit geschenkt, um ein durch Ghana zu reisen.
Am ersten Wochenende bin ich mit den zwei Mädchen aus meiner WG und 3 Jungs, die in einer Wohnung über uns wohnen, nach Cape Three Points gefahren. Cape Three Points ist der südlichste Punkt von Ghana. Hier gibt es nur ein kleines Dorf und ganz viel Strand und Regenwald. Es ist der verlassenste und zugleich friedlichste Ort, den ich kenne. Wir waren in einem kleinen Ökoresort mit Recycle-Plumsklo, Essen lediglich aus eigenem Anbau und kleinen Bambushäuschen. Die Jungs waren tagsüber surfen, während wir anderen am Strand lagen, gelesen und Billard gespielt haben. Abends haben wir zusammen Karten gespielt und uns den unvergleichlichen Sternenhimmel vom Strand aus angeguckt.
Die Wochentage aber haben wir Zuhause verbracht, da wir immer erst einen Tag vorher Bescheid wussten, ob die Schule wieder beginnt oder nicht. Dann sind wir an den Strand gefahren, haben uns mit den Hundewelpen beschäftigt, die inzwischen schon so unglaublich groß und aktiv geworden sind, und sind durch die Stadt gebummelt.
Am zweiten Wochenende sind wir dann sonntags losgefahren in die Hauptstadt. Accra ist etwa 3 Stunden Fahrtzeit von Cape Coast entfernt und man zahlt für eine Trotro-Fahrt hin so ca 10 Cedi (ein bisschen mehr als 2 Euro). Accra hat mich und meine Mitbewohnerinnen total überrascht. Es ist so unglaublich modern! Wir haben im Salvation Army, einem kleinen Guest House im Stadtteil Osu geschlafen und haben es uns ein paar Tage einfach gut gehen lassen. Wir konnten abends durch die Straßen laufen und haben Leuchtreklamen und richtig moderne Häuser gesehen. Die Leute haben einen nicht alle "Obroni" genannt und einen nicht angestarrt, als käme man vom Mars und vor allem gab es so unbeschreiblich leckeres Essen. Hier in Cape Coast ist es im Vergleich ja doch etwas dörflicher und die Auswahl an Essen und Trinken ist dadurch auch nicht so sonderlich groß. Dadurch haben wir in den 3 Tagen in Accra so ziemlich unser ganzes Geld ausgegeben. Wir waren abends in einem richtigen italienischen Restaurant, in dem man für utopisch europäische Preise (30 Cedi für ein Meeresfrüchterisotto) richtig lecker essen und auch Weißwein trinken konnte. Morgens konnte man auf der Terrasse eines Cafes sitzen und Cappuccino (den ersten seit Deutschland) und richtige Muffins verspeisen und tagsüber durch moderne Einkauszentren und Supermärkte im Amerikastil spazieren. Wir haben uns gefühlt, wie im Urlaub und mir war nie bewusst, wie sehr man sich über Kaffee, ein bisschen westliche Moderne und das Gefühl nicht aufzufallen freuen kann.
Jetzt hat die Schule aber wieder angefangen und wird auch weitergehen, solange die Regierung das Ultimatum einhält und bis Mittwoch anfängt das Geld für die Gehälter herauszurücken. Wir sind mal gespannt, ob das wirklich so klappt, wie geplant.
Über eure Nachrichten und Kommentare freue ich mich übrigens sehr. Es ist schön zu wissen, dass ihr euch für das interessiert, was ich hier mache. :)