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Mein Jahr in Ghana

Vorweihnachtszeit unter Palmen

10. Dezember 2014, 17:33pm

Veröffentlicht von Marcia

Es ist jetzt leider echt schon lange her, dass ich meinen letzten Bericht aus Ghana veröffentlicht habe. Das liegt daran, dass wir momentan komplett im Arbeitsalltag stecken und es einfach nicht mehr so viele Besonderheiten gibt von denen man so berichten könnte. Also habe ich ein bisschen gewartet, um alle geschehenen Sachen in diesem Post zu erzählen.

Der vergangene Monat war insgesamt eher von Krankheiten geprägt. Zum Glück nicht meine. Meine Zimmernachbarin lag ein paar Tage flach, da sie sich mit Cholera angesteckt hatte, vermuten die Ärzte(In den letzten Monaten gab es eine hohe Zahl von Ansteckungen in unserer Gegend und vor allem im Bereich Greater Accra). Sie ist zum Glück wieder vollkommen gesund.
Zwei Wochen danach ist ein Hundwelpe auf einmal krank geworden (Lars, mein Schützling). Er lag nur noch rum und hat weder gegessen noch getrunken oder sich bewegt. Außerdem ist er innerhalb eines Tages so krass in sich zusammengefallen, dass man alle seine Knochen sehen konnte und er kaum noch etwas gewogen hat. Die Ausstattung mit Tierärzten ist hier ja eher mangelhaft, weshalb wir den einzigen Tierarzt von Cape Coast gerufen haben, der ihm dann Antibiotika gespritzt hat (?) und ihm Zucker- und Salzwasser eingeflößt hat. Das war Samstagmorgen. Von da an habe ich mich durchgehend bis Sonntagabend um ihn gekümmert und ihm immer wieder mit der Pipette Wasser und eingeweichte Haferflocken eingeflößt, aber es wurde keinen Deut besser. Nachdem der Kleine sich dann nur noch erbrochen hat und eine Menge Blut verloren hat, dachten wir er stirbt, da er nicht mal mehr richtig geatmet hat und man ihm selbst in den Augen angesehen hat, dass er es nicht mehr lange schafft... Da hatten wir dann nichts mehr zu verlieren und sind zur Apotheke gerannt und haben Antibiotika besorgt, die wir ihm gegeben haben. Dem Tierarzt haben wir kein Vertrauen mehr geschenkt, da seine Behandlung seinen Zustand eher verschlechtert als verbessert hat. Eigentlich sollte man Tieren ja keine Medikamente für Menschen geben und vor allem nicht so Kleinen, die leicht an einer Überdosis sterben können, aber schlimmer konnte es eh nicht mehr werden. Also haben wir ihm morgens und abends eine Vierteltablette in Wasser aufgelöst und ihm mit der Pipette eingeflößt.

Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass wir mit unserem Pseudowissen irgendetwas richten können, aber tatsächlich hat Lars nach ein, zwei Tagen wieder essen können und ist durchs Haus gerannt, wie ein ganz neuer Hund. Jetzt hat er wieder zugenommen und wir haben ihn rausgesetzt zu seinen Geschwistern. Das einzige was geblieben ist, ist sein Verlangen wieder bei mir im Zimmer zu schlafen, weshalb er seitdem jede Nacht vor unserer Tür verbringt. Wir sind unglaublich glücklich :)

Vor zwei Wochen haben wir den ersten Mitbewohner verabschiedet. Über meiner WG haben in den letzten Monaten noch 3 Jungs gewohnt, die für jeweils 3 Monate bleiben und ein Praktikum an den Schulen hier machen. Die Abreise des Ersten war schon ein bisschen komisch. Wir haben uns alle sehr gut verstanden und jetzt werden sie uns Stück für Stück zurücklassen und wieder zurück nach Deutschland fliegen. Das ist ein merkwürdiges Gefühl. Einerseits wird man ein bisschen sentimental, aber andererseits freue ich mich auch, dass ich noch ein bisschen mehr Zeit habe, um das Land zu erkunden.

In der Schule ist jetzt die Klausurenphase. Momentan sitze ich im Lehrerzimmer und tippe diesen Post auf meinem PC, da die Mädchen pro Tag zwei lange Klausuren schreiben und ich als Sportlehrer so gut wie gar nichts zu tun habe und meine Zeit bis Schulschluss absitze. Die Weihnachtszeit ist hier tatsächlich ein bisschen angekommen. So richtige Weihnachtsstimmung bekommt man bei der Hitze natürlich nicht, aber wenn die Schüler beim morgendlichen Marsch „Feliz Navidad“ trällern und in den Taxen der Stadt alle christlichen Weihnachtslieder rauf und runter gespielt werden, kommt man doch ein bisschen in Stimmung. (Jetzt fällt mir erst auf wie fies es ist, dass in allen Weihnachtsliedern die Rede von Schnee und Tannenbäumen ist, obwohl so unglaublich viele Menschen auf der Welt ihr Weihnachten bei 30 Grad unter Palmen feiern.) Auch unsere Wohnung haben wir versucht so gut wie möglich der *Jahreszeit* anzupassen und sie ein bisschen dekoriert.

Wovon ich nun aber eigentlich berichten wollte, war meine Reise entlang der Westküste. Da Freitag Farmers Day war (Feiertag in Ghana) hatten wir ein langes Wochenende und meine Zimmernachbarin und ich haben uns entschieden ein bisschen zu reisen, während unsere andere Mitbewohnerin ihre Tante in Accra getroffen hat. Dafür haben wir uns auch Montag und Dienstag noch freigenommen. Es ging Freitagmorgen los nach Akwidaa (natürlich alles komplett ungeplant, wie immer). Nachdem wir anfangs mit einem Trotro in die komplett falsche Richtung gefahren sind, haben wir nach einigen vielen Minuten im falschen Bus gemerkt, dass Akwidaa nicht wie gedacht ausgesprochen wird, sondern eigentlich Akwadaa, weshalb man uns falsch verstanden hatte und einfach mal in eine andere Richtung mitgenommen hatte (wieso auch immer). Wir sind dann doch noch angekommen und haben in einer total schönen, neuen Lodge am Strand geschlafen und den Abend ganz simple mit Bier und einem Buch am Strand verbracht. Am nächsten Tag sind wir mit unseren Rucksäcken los zur Trotro-Station in New-Akwidaa. Der Weg führte uns auch durch den alten Teil des Dorfes. Das schönste Dorf, das ich hier bis jetzt gesehen habe. Kleine Fischhütten aus Lehm, bunte Tücher, Holzboote und eine Holzbrücke. Alles einfach friedlich und gemütlich.

Von dort aus sind wir weiter bis nach Beyin, einem Ort nur knapp 35km von der Grenze zur Elfenbeinküste entfernt. Aus Beyin wollten wir am Folgetag einen Ausflug zum Stelzendorf Nzulezo starten. Erstmal hatten wir aber kein Hotel, da das einzige Erschwingliche leider renoviert wurde. Die Dorfbewohner haben uns aber natürlich geholfen und wir durften bei einem Rasta schlafen, der eine kleine Holzhütte direkt am Strand besitzt. Die schönste Hütte die ich je gesehen habe, einen Schritt vom Wasser entfernt. Allerdings voller Kakerlaken und auch einer Ratte, wie wir bemerkt haben. (Ja es ist nicht alles Gold was glänzt. Jetzt wissen wir wenigstens, dass Holzhütten am Strand gar nicht immer so schön sind, wie sie von außen aussehen.) Die Nacht haben wir folglich auf der Veranda verbracht und sind morgens etwas übermüdet los nach Nzulezo. Zum Dorf sind wir mit einem Guide auf einem Kanu gepaddelt. Der Fluss geht richtig durch die Natur, Wiesen und Regenwald und ist so ruhig und entspannend gewesen, wie ich es mit noch keinem Ort hier in Ghana erlebt habe. Man hat nichts gehört außer ein paar Vögeln und Fröschen. Auf den Fluss folgt eine Lagune auf der das Dorf liegt. In ihm wohnen 450 Bewohner, die in Holzhäusern rechts und links vom Hauptsteg wohnen. Es gibt eine kleine Bar, eine Grundschule und 3 Kirchen, aber keinen Arzt oder Ähnliches (3 Kirchen aber keinen Arzt! Das ist bezeichnend) Das war der schönste Ausflug, den ich hier bis jetzt gemacht habe.

Die folgende Nacht haben wir in Axim verbracht, schon auf dem Rückweg in den Osten. Darüber gibt es nichts Besonderes zu erzählen. Achso doch… unser Hotel war anscheinend eine Art „Sex-Hotel“. Das haben wir aber erst gemerkt als wir die Raumanleitungen im Zimmer gelesen haben. Hätten wir vielleicht auch schon an der Fassade des Hauses erkennen können. „shhhh… be quite… follow your instincts…“ da hätten wir uns was bei denken können. Wie auch immer, das Zimmer war nett und wir haben ohne Störung schlafen können. Ein Glück!

Die letzten zwei Tage haben wir dann wieder einmal in Busua verbracht und uns dort am Strand ein bisschen ausgeruht. Das klingt komisch, weil wir ja nur ein paar Tage unterwegs waren, aber jeden Tag 2-4 Stunden Trotro fahren ist auf Dauer doch ganz schön anstrengend. Vor allem, wenn man vorher eine Ewigkeit warten muss, um überhaupt eins mit einem freien Platz zu erwischen.

Es ist das erste Mal, dass ich in Ghana wirklich gereist bin und ich hatte einen Riesenspaß. Wir haben nur einen kleinen Teil der Western Region gesehen und so langsam wird mir klar, wie viel es hier noch zu sehen gibt und wie sehr sich alle Regionen voneinander in Kultur und Natur unterscheiden.

Jetzt will ich aber auch mal zum Ende kommen. Ich freue mich so sehr auf die nächsten Wochen und vor allem darauf, dass meine Eltern schon in 11 Tagen in Accra landen werden und ich sie nach fast 4 Monaten endlich wiedersehe :)
Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit und ordentlich Schnee.

Grüße aus Ghana <3

Klasse 6 beim Sportunterricht, JHS 1 und 2 beim Extramarsch, unsere Hütte in Beyin, Weg zum und Steg in Nzulezo, zu Fuß zur Trotro-Station, die Brücke in Old Akwidaa und Emma und ich im Trotro :)
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Kommentiere diesen Post
H
Ein Neujahrsgrüß aus Buchholz von Harry.<br /> Deine / Eure abenteuerliche Erlebnisse in Ghana habe ich mit Vergnügen gelesen.<br /> Es muß schon komisch sein bei 30° Weihnacheten zu erleben. Und ich wünsche<br /> Dir, liebe Marcia, weiterhin eine spannende Zeit mit allen in Ghana.<br /> Tschüß
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A
Frohe Weihnachten, liebe Marcia, und ein spannendes 2015!
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M
Toll, dass ihr 2 euch aufmacht, um das Land zu erkunden. Weiter so. Abenteuerliche Übernachtungen, durch die Wildness, wie Krokodile Dundee und unendliche Weite. Nur noch 10 Tage, dann kann ich auch einen kleinen Teil sehen.
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S
Liebe Marcia,<br /> voller Spannung und Vergnügen habe ich Deine Schilderungen verfolgt.<br /> Auch so schöne Fotos.Überhaupt dich so zu sehen.<br /> Gebe Hinne recht,was das Hotelchecken angeht:,)<br /> Aber gut beschützt hinbekommen.<br /> Umarme Dich Sylvia.<br /> SCHNEEFLÖCKCHEN puste ich einfach rüber..
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H
Hallo mein Schatz,<br /> wenn ich diesen Bericht lese, freue ich mich um so mehr, nicht nur Dich endlich in den Arm zu nehmen, sondern auch auf das Land Ghana kennen zu lernen.<br /> Aber Marcia... bitte checke nochmals die Hotels :-)<br /> Freue mich riesig<br /> Papa
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